Dienstag, 8. Juni 2010
Andreas von Nachtwindheim schrieb heute in einer Mail, wie er selbst fast Opfer eines Internetbetrugs geworden wäre, das auf einem Geldtransfer per Western Union beruht. Nicht nur Andreas, auch diverse Verbraucherschützer und die Geldtransferanbieter selbst warnen vor Betrugsmaschen. Hier die Mail von Andreas:
Hi Freunde!
Dies ist mal ausnahmsweise keine der üblichen Spam-Mails, die vor vergifteten Visitenkarten oder Entführungen durch Ausserirdische warnen, lest es in eurem eigenen Interesse, auch wenn es etwas viel Text ist!
Es gibt eine (relativ) neue Masche, mit der Betrüger gutgläubige Menschen um ihr Geld bringen. Folgendes ist mir diese Woche passiert:
Ich bin auf der Suche nach einem neuen Auto und antwortete auf ein Online-Inserat. Der Verkäufer bot einen 10 Jahre alten VW Sharan für knapp 5000 Euro an. Er gab sich als dänisches Rentnerehepaar aus und schrieb auf englisch, da sein deutsch nicht sehr gut sei. Das Auto wäre nur benutzt worden um in den Urlaub nach Dachau in die Ferienwohnung zu fahren, keine Schäden, scheckheftgepflegt, in Deutschland zugelassen, blablabla, sie wollen das Auto verkaufen, da sie nun altersbedingt die Ferienwohnung aufgegeben haben usw. Alles in allem eine schöne und glaubwürdig formulierte Geschichte. In der nächsten Email zeigte er sich sehr erfreut und schlug vor, da das Auto in Frederikshavn stünde, dass wir uns etwa in der Mitte treffen, er nannte Würzburg als Treffpunkt. In einer weiteren Email schrieb er, er bräuchte einen Beweis, dass ich auch wirklich komme und das Geld habe, da er nicht den weiten Weg umsonst macht. Bis hierher verständlich.
NUN DER BETRUGSVERSUCH:
Er schlug vor, dass er per Westen Union (ein relativ unkomplizierter Geld-Transfer-Service) von seiner Frau 4500 Euro an sich selbst nach Western Union Würzburg überweist. (Das Geld ist dann auch nur in Würzburg durch ihn nach Vorlage des Personalausweises abholbar.) Er würde den Beleg kopieren und mir per Email schicken, so dass ich einen Beweis hätte, dass er wirklich kommt. Gleiches wünsche er von mir. Eine mir vertraute Person solle 4500 Euro an meinen Namen nach Western Union Würzburg überweisen, ich solle ihm den kopierten Beleg mailen. Nur dann könne er sicher sein, dass ich an dem Kauf interessiert sei und nur dann würde er die weite Reise auf sich nehmen. Die zusätzlichen Kosten (Bearbeitungsgebühren) i.H. von 150 Euro würde er übernehmen. In Würzburg würden wir beide zu Western Union gehen, unsere Ausweise zeigen und unser Geld wieder in Empfang nehmen.
Nachtigall, ick hör dir trappsen...
NEIN, ich habe es NICHT gemacht, wer lesen (und googeln) kann ist klar im Vorteil! Der Firma Wetsern Union ist diese Betrugs-Masche bekannt und sie weist auf ihrem Website ausdrücklich darauf hin!
http://www.westernunion.de/WUCOMWEB/staticMid.do?method=load&pagename=securityFraudCases
Ich habe zur Sicherheit die Western-Union-Hotline angerufen, die Dame sagte mir sofort, ich solle das Geld auf keinen Fall überweisen. Es wäre dann unwiederbringlich weg. (Naja, nicht weg, es gehört dann nur jemand anderem... ) Diese Masche ist Western Union wie gesagt bekannt und Western Union warnt auch davor. Natürlich nur den, der auf dem Website gezielt danach sucht.
WIE FUNKTIONIERT DER BETRUG?
Der Betrug enthält einige psychologische Komponenten, die manche Menschen dazu bringen können, etwas wirklich Fatales zu tun, nämlich viel Geld an einen Ort zu überweisen wo sie noch nie waren, mit einem Transfer-Service den sie noch nie genutzt haben und nicht kennen und OHNE EINE SICHERHEIT ZU HABEN. Wer sich nicht vorher informiert kennt die Risiken nicht.
Der Betrug beginnt mit einem verlockenden aber immernoch realistischem Angebot. Der Betrüger erzählt eine glaubhafte und schöne Geschichte. Die Konversation in einer Fremdsprache mag auch ein Teil des Tricks sein, so konzentriert sich das Opfer auf die Übersetzung und hat weniger Kapazität frei, einen Betrug zu vermuten. Der Betrüger benutzt z.B. seinen Vornamen und den Vornamen seiner Ehe(!)frau. Er plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen, erzählt wo und wie er wohnt, was er so tut, was er vorhat. Mit all diesen Tricks erweckt er den Eindruck der Seriösität. In meinem Fall spielte er perfekt das liebenswürdige naturverbundene Rentnerehepaar, signalisierte Vertrauen und Zuverlässigkeit. (Ich hatte mir schon ausgemalt, die beiden netten alten Leute zum Mittagessen einzuladen, ihrer Freundlichkeit wegen! Noch war ich gutgläubig.)
Im nächsten Schritt wird nocheinmal der zu verkaufende Gegenstand angepriesen. Hier schrieb er, dass das Auto keine Kratzer oder Beulen hat, keine Probleme, alle Durchsichten gemacht, scheckheftgepflegt, TÜV/ASU usw. Ein echtes Schnäppchen! Dadurch soll das Opfer an den zu kaufenden Gegenstand gebunden werden. (Bei der "Reicher-Araber-Betrugsmasche" gibt der in Not geratene Händler seinen Goldschmuck für 50 Euro her, ein wesentlicher Bestandteil des Tricks ist, dass das Opfer den Goldschmuck in die Hand nehmen und fühlen soll.) (An dem Punkt bin ich in meiner Phantasie schon mit dem Wagen gefahren. Noch war ich gutgläubig!)
Der vorletzte Schritt des Betruges ist es, das Opfer dazu zu bringen, seine Glaubwürdigkeit zu beweisen. Und wer will schon gern als unglaubwürdig dastehen, besonders einem so netten alten Ehepaar gegenüber! Der Betrüger gibt vorerst vor, SEINE Vertauenswürdigkeit zu beweisen, indem er eine gewisse Summe per Western Union an sich selbst an einen bestimmten Ort überweisen lässt. Nun verlangt er im Gegenzug DAS GLEICHE von seinem Opfer. Das Opfer soll das selbe tun wie er, nämlich die gleiche Summe auf seinen (des Opfers) Namen an den selben Ort zu Western Union überweisen. (Ich bin erst an diesem Punkt stutzig geworden, 4500 Tacken weggeben ohne einen Gegenwert? Nee, da schau ich nochmal genauer hin! Ich war nicht mehr ganz so gutgläubig!)
Im letzten Schritt bekommt der Betrüger als "Beweis" vom Opfer die Kopie der Überweisung zugemailt. Dort steht alles darin was er wissen muss, insbesondere der Name des Empfängers. Der Betrüger stellt einen gefälschten Ausweis her, hebt das Geld ab und ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden? So einfach? Ja! In meinem Gespräch mit Western Union sagte man mir, dass professionelle Betrüger einen gefälschten Ausweis in kürzester Zeit herstellen können. Und der Ausweis genügt, um das Geld in Empfang zu nehmen. Super Service von Western Union, doch die sprichwörtliche Kehrseite der Medaille ist auch nicht zu verachten!
WAS KANN MAN TUN?
Zwielichtige Angebote (Schnäppchen) kritisch betrachten. Niemals per Western Union (oder vergleichbaren Services) Geld überweisen. Vorsicht bei Anbietern aus dem Ausland. (Nicht nur in Polen wird gestohlen, auch wenn sich's reimt!) Verdächtige Online-Anzeigen speichern. (Einige Bildbearbeituns-Programme haben eine Screenshot-Funktion, man kann damit das was auf dem Bildschirm ist "fotografieren".) (Bei meinem konkreten Fall war es so, dass das Inserat nach meiner Interessensbekundung sofort vom Anbieter gelöscht wurde.) Emails speichern, zur Polizei gehen, Anzeige erstatten, der Polizei die Daten zur Verfügung stellen.
Diese Email weiterleiten, Freunde und bekannte informieren.
Beim weiterleiten bitte NICHT die Weiterleiten-Funktion benutzen, sonst ist irgendwann die Betreffzeile länger als die Email, sondern so hier machen: In diesem Text Strg + a drücken. (Alles wird markiert.) Dann Strg + c drücken. (Alles wird kopiert.) Eine neue Email verfassen. Im neuen Textfeld Strg + v drücken. (Der Text wird eingefügt.) Diese Mail an alle deine Freunde und Bekannten senden! Wir werden so das Verbrechen zwar nicht aus der Welt schaffen (denn wir sind nicht Gott), aber wir können es den Tätern schwerer machen und unsere Freunde schützen.
In diesem Sinne... bis demnächst in diesem Universum!
Der Andreas
Also: Augen auf beim Internetkauf oder doch beim vertrauten Händler um die Ecke kaufen. Fördert die regionale Wirtschaft und man hat bei Problemen einen Ansprechpartner vor Ort!
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